Im Gespräch mit Spiegel-Online sind interessante Aussagen von dem Philosophen Wolfram Eilenberger zu lesen und im Philosophie Magazin konnte er 27 Denker und Wissenschaftler bewegen, sich Gedanken zur aktuellen Situation zu machen.
Besonders passend finden wir den hierbei verwendeten Begriff der „Sandkastenlogik“, der sehr treffend für etliche Diskussionen der letzen Tage ist.
„Hier werden jahrhundertealte Angstmuster bedient: Der muslimische Mann aus dem Osten, die Vergewaltigungsangst, das sind Topoi, die in der europäischen, auch deutschen Selbstbeschreibung seit Langem vorhanden sind und jetzt zum Schwingen gebracht werden. Wir sehen am Beispiel von Köln aber auch, was passiert, wenn Ordnungssysteme an ihre Bewältigungsgrenzen geraten. Städte, die so benennbar schlecht regiert werden wie eben Köln oder auch Berlin, sind anfälliger für solche Eskalationen und Steuerungsverluste.
…Wir sind am Ende der zentralen Lebenslüge einer ganzen Generation von Europäern angelangt. Ich bin jetzt 43 Jahre alt. Wie viele andere habe ich mir vorgemacht, das konkrete Leid, das in den Ländern des Nahen Ostens, Asiens und Afrikas den Alltag von Milliarden Menschen prägt, ließe sich für die kommenden Jahrzehnte lebensweltlich auf Distanz halten. Wir hegten die Illusion eines Kerneuropas als mauerloser Paradiesgarten in einer Welt des Elends. Damit ist es vorbei.
Gerade die Flüchtlingsthematik wird von einer infantilen Diskurskultur beherrscht, von wechselseitigen Unterstellungen, Häme, Beschuldigung, naiver Besserwisserei und Verhärtung. Fast alles, was sachlich nötig wäre, gerät in diesen Sandkastenlogiken aus dem Blick. Es wäre ein erwachsener Anfang, sich zunächst eine grundlegende Perplexität einzugestehen. Wir bewegen uns derzeit alle auf schwankendem Grund. Das erfordert eine besondere Wachheit und Gelenkigkeit, gerade in Bezug auf eigene Überzeugungen. Es erfordert die Bereitschaft, Unrecht zu haben.“
Quelle: Spiegel Online