Christoph Butterwege lehrt Politikwissenschaft an der Universität zu Köln und ist Armutsforscher. Hier ein Interview mit ihm auf Deutschlandradio Kultur
Migration könne soziale Konflikte verschärfen, müsse es aber nicht, sagt der Kölner Politologe Christoph Butterwegge. Er fordert eine politische Großoffensive in der Armutsbekämpfung, die gleichermaßen Einheimische wie Zuwanderer erreicht.
Die vermehrte Aufnahme von Flüchtlingen wird die bundesdeutsche Sozialstruktur verändern. Armut und soziale Ungleichheit dürften spürbar zunehmen. Ja, es droht sogar eine dauerhafte ethnische Unterschichtung der Gesellschaft.
Jedenfalls dann, wenn die politisch Verantwortlichen nicht verhindern, dass Geflüchtete sozial ausgegrenzt, in Wohnsilos am Rande der Städte gedrängt und bei Bildung, Gesundheit, Freizeitgestaltung und Kultur schlechter gestellt werden.
Integration entscheidet sich auf dem Arbeitsmarkt
Problematisch wäre es auch, würden Asylberechtigte schlecht bezahlte Jobs einer Berufsausbildung vorziehen. Etwa weil sie nicht damit rechnen, lange hier zu bleiben, weil sie ihre Familie in der Heimat finanziell unterstützen oder schnell auf eigenen Füßen stehen möchten.
Es muss ihnen vermittelt werden, welch hohen Stellenwert Berufsabschlüsse und Zeugnisse in Deutschland haben. Dies nützt ihnen auch bei einer Rückkehr ins Herkunftsland.
In einem Sozialversicherungsstaat Bismarck’scher Tradition wie Deutschland hängt die gesellschaftliche Inklusion stark von der Integration in den Arbeitsmarkt ab. Eingliederungsleistungen und berufliche Qualifizierung sind dabei ganz entscheidend. Andernfalls droht die Zahl der Arbeitslosen und der Hartz-IV-Bezieher erneut zu steigen.
Hartz IV grenzt Einheimische wie Flüchtlinge aus