Zwei doch sehr unterschiedliche Blicke auf das Jahr 2015.
So schreibt Herr Grau über eine Studie die er nicht verstanden hat: „Deutschland, so hatte man den Eindruck, war in einer kollektiven Willkommenstrance. Maßgeblich befeuert wurde dieses Gefühl durch die Leitmedien, die sich geradezu darin überschlugen, die neue deutsche Willkommenskultur abzufeiern – und wenn nicht vorhanden, dann einzuklagen.“
Wo war Herr Grau 2015? Ich habe bis heute niemanden in Trance in der Flüchtlingsarbeit erlebt; nur hart arbeitende Menschen, die anderen Menschen geholfen haben, unterzukommen, anzukommen. Welten trennen diese engagierten Menschen von denen, die in besagter Zeit auf einem Stuhl Buchstaben auf eine weiße Seite verteilten und sich nun beschweren, dass Muster sei doch nicht hübsch und der Inhalt sei verlogen. Schon das Wort „Erfindung“ in der Überschrift suggeriert etwas Merkwürdiges: als sei die Hilfsbereitschaft und der Einsatz damals nicht echt gewesen. Da werden von Grau einige Dinge miteinander vermischt, die sich so nicht mischen lassen.
Buchtipp (nicht nur) für Herrn Grau: Ulrich Teusch „Lückenpresse“
Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten
Die Erfindung der Willkommenskultur
VON ALEXANDER GRAU am 24. Juli 2017
Eine Studie untersucht die Rolle der Medien während der Flüchtlingskrise. Das erschreckende Ergebnis: Die Medien machten sich zum Sprachrohr der politischen Elite und ignorierten die Sorgen der Bevölkerung. Die Folgen sind verheerend, nicht nur für den Journalismus.
Quelle: Cicero
Ein Urteil über Merkels Flüchtlingspolitik
23. Juli 2017 Prantls Blick
Kommende Woche befindet der Europäische Gerichtshof darüber, ob es rechtens war im Spätsommer 2015 die Grenzen zu öffnen. Die Richter könnten den Grundstein für eine solidarische Flüchtlingspolitik legen.
Es ist ein Urteil zu erwarten, das in die Mitte der europäischen Flüchtlingspolitik zielt: Was ist legal, was ist illegal? Wer handelt legal? Wer ist legal, und wer ist illegal? Die Aktenzeichen in der Rechtssache C-490/16 und in der Rechtssache C-646/16 sind nicht nur juristische Aktenzeichen, sie sind historische Aktenzeichen.
Quelle: Süddeutsche „Prantls Blick“